Gründer des Gasthauses und Bierbrauerei zum Stadtbühl im Jahre 1858
Geboren am: 30.10.1822
Gestorben am: 12.08.1882
Kinder: 8
Joseph kaum aus Niederhelfenschwil Sankt Gallen und war Käser-Meister. Mit dem Ziel, losgelöst von der restlichen Familie an einem anderen ländlichen Ort seinen Traum eines Gasthauses und seinem eigenen Bier zu verwirklichen, kam der motivierte Jospeh nach Gossau.
An der Herisauerstrasse neben dem alten Bahnhof fand er ein geeignetes Grundstück. Das Gebiet trug den Namen Stadtbühl. 1858 meldete er sein Gasthaus mit eigener Brauerei offiziell an. Wahrscheinlich aber braute er sein Bier schon ab 1847 und bot dieses der Laufkundschaft und Reisenden an.
Dazumal war Gossau keine Industriestadt, sondern wurde von der Landwirtschaft dominiert. 1858 war nicht nur das offizielle Gründungsjahr der Brauerei, auch der zweite Sohn Fridolin kam am 14.03. auf die Welt.
Übrigens, 1858 wurde das erste transatlantische Kabel verlegt.
Generation 2
Name: Fridolin Carl Krucker
Nachfolger von Joseph Alois Krucker, zweitältestes Kind
Geschwister: 7
Geboren am: 14.03.1858
Gestorben am: 11.04.1929
Kinder: 4
Fridolin war das zweitälteste Kind von Joseph und Maria Krucker. Sein älterer Bruder, der den Namen seines Vaters Joseph trug, hatte mit der Brauerei nichts zu tun. Auch über die anderen Geschwister ist nicht allzu viel bekannt. Die jüngste Schwester Maria Bernarda starb im Alter von 4 Jahren.
Fridolin war zweimal verheiratet. Als gelernter Bierbrauer war er fähig und motiviert, das Geschäft zu vergrössern. Aus der Brauerei, die vor allem Bier für das eigene Gasthaus braute, soll eine überregionaler Anbieter werden. Vor 1880 wurde neben dem Gasthaus eine Brauerei errichtet, die von der Kapazität her den alten Gasthauskeller bei weitem überragte. Doch damit nicht genug, 1899 wurde ein weiterer Anbau bewilligt. Die Geschäfte liefen hervorragend, weiter Investitionen konnten getätigt werden und Luxusgüter wie eines der ersten Autos im Jahre 1902 konnten erworben werden. Zudem kaufte er Gaststätten auf, wo dann das Bier der Brauerei Stadtbühl angeboten wurde.
1920 wurde die benachbarte Stickerei gekauft. Nicht um im Textilgeschäft Fuss zu fassen, sondern um seinem Sohn Heinrich eines auszuwischen. Vater und Sohn hatten sich wegen vertraglicher Differenzen zerstritten und neben der Brauerei Stadtbühl, die ab April 1915 dann schon Sohn Heinrich gehörte, sollte eine neuen Brauerei entstehen. Doch daraus wurde schlussendlich nichts, das Gebäude wurde gebaut, aber dann als Gummibandweberei genutzt. Vater und Sohn waren in einem Rechtsstreit der bis 1928 andauerte. Fridolin verlor diesen und starb ein Jahr später.
Übrigens: Der Eiffelturm wurde 1889 errichtet. An der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 wurde dieser der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Im selben Jahr wurde die Brauerei Stadtbühl, so wie sie heute noch steht, vollendet.
Generation 3
Name: Carl Krucker
Nachfolger von Fridolin Krucker, zweitjüngstes Kind
Geschwister: 3
Geboren am: 1883
Gestorben am: 1939
Kinder: keine
Carl war der älteste Sohn von Fridolin und sollte auch die Brauerei
übernehmen. Als erster Krucker ging er nach München in die Doemens Akademie
(1907-1908) studieren und kam als Braumeister nach Hause. Der künstlerisch begabte Carl war
aber ein sehr eigenwilliger Charakter, talentiert und hochbegabt, aber etwas
schwierig im Umgang. Seinen Gedanken liess er freien Lauf, er nahm kein Blatt
vor den Mund.
Die Arbeitsmoral seiner Mitstreiter passte ihm überhaupt nicht
und so kam es zum Streit. Schlussendlich brach Carl alle Zelte in seiner Heimat
ab und verschwand. Wahrscheinlich wusste niemand, wohin er ging und was mit ihm war. Auf jeden Fall war es so, dass die, die seinen Aufenthalsort kannten, diesen nicht preisgaben.
Es vergingen 10 Jahre und niemand hat je ein Lebenszeichen von Carl erhalten.
Carl wurde für tot erklärt. Doch dann taucht er aus dem nichts wieder auf.
Anscheinend ist er nach Argentinien und arbeitete in der Brauerei Quilmens.
Diese wurde 1888 von einem Deutschen Einwanderer gegründet. Doch nach 10 Jahren kehrte er zurück.
Es war ein Schock für den grössten Teil der Familie, ein tot erklärter Mann, der keinerlei Spuren hinterliess, war wieder da und wollte seine Anteile an der Brauerei Stadtbühl einfordern. Man einigte sich, dass er ein Haus und Grund in Niederbüren erhielt und ihm jede Woche zwei Harasse Bier geliefert wurden. Mit der Brauerei selbst aber hatte er fortan nichts mehr zu tun.
Seine restliche Zeit tüftelte er an Motorskier und an einem Gross-Scheinwerfer.
In der Gegend um Niederbüren erhielt er den Übernamen "dä Thurtüfel"
(Thurteufel). Unzählige Geschichten ranken sich um seine Person. Man könnte
Geschichten à la Gebrüder Grimm über Ihn schreiben, doch dies würde den Rahmen
dieser Vorstellung sprengen.
Carls jüngerer Bruder Heinrich, der gerne "Henry" genannt wurde,
übernahm die Brauerei.
Übrigens: 1883 wurde die Brooklyn Bridge in New York eröffnet und der erste
Orient Express startete in Paris.
Generation 3
Name: Heinrich "Henry" Josef Krucker
Nachfolger von Fridolin Krucker, zweitjüngstes Kind
Geschwister: 3
Geboren am: 10.08.1885
Gestorben am: 11.03.1937
Kinder: 9
Heinrich, der aber gerne "Henry" genannt wurde, hatte einen
ausgeprägten Sinn für schönes und war ein tüchtiger Geschäftsmann. Als
Verwaltungsrats-Mitglied der Bank in Gossau nahm er auch Tätigkeiten ausserhalb
der Brauerei war. Wie sein Vater schon kaufte auch er Restaurants auf, um das
Stadtbühler Bier in der Region weiter zu festigen. Man braute dazumal gut 10000
Hektoliter Bier.
In seiner Freizeit fuhr er gerne am Bergrennen Hemberg mit. Durch den ausgezeichneten Geschäftsgang konnte er kurz vor Beginn des 2.
Weltkrieges die Brauerei auf den neusten Stand der Technik bringen. Es
erforderte viel Arbeit und Schriftverkehr, Gerätschaften aus Deutschland einzukaufen. Während der Kriegszeit aber wurde dann kaum mehr Bier
gebraut.
In der Sudpfanne wurde Suppe für die Armee-Angehörigen gekocht,
sämtliche Fahrzeuge wurden beschlagnahmt. Angst und Sparsamkeit gehörten zum
Alltag. Mit jungen 52 Jahren starb Heinrich 1937 und wegen der fehlenden
Nachkommen-Regelung bezüglich der Brauerei und Angst vor der Zukunft, stritten
seine übrigen Kinder um die Anteile, ganze 14 Jahre lang. Die Söhne Kurt und
Erich wollten die Brauerei um jeden Preis halten, bei den anderen sah es eher
schlecht aus.
Übrigens: Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach konstruieren den Reitwagen,
einen Vorläufer des Motorrades.
Generation 4
Name: Kurt (oben) & Erich (unten) Krucker
Nachfolger von Heinrich Krucker
Geschwister: je 8
Kurt geboren am: 17.09.1917, gestorben am: 01.12.1996
Erich geboren am: 23.12.1920, gestorben am: 11.04.1999
Kinder Kurt: 3
Kinder Erich: 1
Kurt und Erich wurden während, bzw. unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg geboren. Kurt hatte zwei ältere Brüder, 4 jüngere Schwestern und 2 jüngere Brüder. Erich war das 4. jüngste Kind von Heinrich Krucker.
Als Kurt 20 war, starb der Vater "Henry" im jungen Alter. Durch die fehlende Nachfolgeregelung entbrannte unter den verbleibenden Geschwistern (4 starben im Kindesalter) ein heftiger Streit. Diese Erbschaftsstreiterei dauerte 14 Jahre lang an. Zudem begann 2 Jahre nach Heinrichs Tod der zweite Weltkrieg. Die Umstände hätten nicht schlimmer sein können. Das beachtliche Krucker-"Imperium" wurde aufgeteilt, Kurt und Erich konnten schlussendlich die Brauerei mit Umschwung und ein paar Restaurants behalten, der Rest ging an die anderen Geschwister.
Kurt und Erich pflegten ein sehr gutes Verhältnis zueinander und besuchten auch
viele Vereine in Gossau. Kurt war der FC Gossau eine Herzensangelegenheit,
Erich hatte seine Ambition im Tessin.
In der Brauerei wurde nur das Nötigste ersetzt. Alles, was repariert werden
konnte, wurde auch wieder geflickt. Man lebte das "Pflegen und
Erhalten" wie kaum ein anderer Betrieb. Auch der Sohn von Kurt, Marcel
Krucker, wurde diese Philosophie in die Wiege gelegt. Es ist mitunter ein
Grund, dass die Brauerei Stadtbühl AG heute ein funktionierendes Museum ist, darum auch der Titel "historische Brauerei Stadtbühl".
Der Aufbau nach dem zweiten Weltkrieg war mühsam. Trotzdem schafften sie es, die
Brauerei dann von "fast gar nichts mehr" bis zu 6500 Hektoliter
aufzustocken.
Generation 5
Name: Marcel Krucker
Nachfolger von Kurt und Erich Krucker (Sohn von Kurt)
Geschwister: 2
Geboren am: 29.12.1955
Gestorben am: 02.04.2017
Kinder: 2
Marcel war das jüngste Kind von Kurt und Adelheid Krucker. Als einziger
männlicher Nachkomme war die Hoffnung schon sehr gross, dass er die Brauerei
Stadtbühl weiterführen wird. Und tatsächlich, schon im Kindesalter war er davon
überzeugt, dass er hier weitermachen werde. So wurde auch das lukrative
Übernahmeangebot von Halden Gut in den 60ern ausgeschlagen. Marcel besuchte,
wie sein Grossonkel Carl, die Doemens-Akademie in München und kam 1980 als
Braumeister nach Hause. Sein Vater Kurt übergab ihm seine Hälfte der Brauerei
1986 und fortan waren Erich und Marcel Geschäftspartner. Doch der gutmütige und
tüchtige Kurt schaute bis zum letzten Tag dem Betrieb.
1991 wurde das Bierkartell in der Schweiz aufgelöst und Marcel erblickte die
Chance, die Brauerei noch weiter zu bringen.
Als Kurt 1996 starb und drei Jahre später auch Erich, musste Marcel alleine der
sehr gut laufenden Brauerei Stadtbühl schauen. Es wurden über 10000 Hektoliter
Bier gebraut und verkauft. Die Flaschenfüllerei wurde stets modernisiert und
nur hochwertige Geräte wurden erworben. Generell kann man sagen, dass Marcel
sehr viel Energie und Geld in den "alten" Betrieb steckte. Auch der
Getränkehandel soll ausgebaut werden und als zweites Standbein fungieren.
Doch wie schon seine zwei Vorgänger, lebte er das Motto, was repariert werden
kann, wird geflickt. Das Sudhaus und die alte Schroterei von 1933 wurden
restauriert und gepflegt wie ein wertvoller Oldtimer.
2003 erlitt Marcel eine Hirnblutung und alles soll sich verändern. Die nächsten
14 Jahre waren ein Auf und Ab in der Bierlandschaft Schweiz, auch für die
Brauerei Stadtbühl und den angeschlagenen Marcel. Am 02.04.2017 starb Marcel
überraschend und schnell.
Generation 6
Nun waren seine Frau Cosima und die zwei Söhne Adrian und Christan an der
Reihe, die Brauerei und den Getränkehandel alleine weiterzuführen.